Auszüge aus der handschriftlichen Chronik des Schuhmachers Ignatz ZAHLTEN in Koritau.
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Das Manuskript wurde durch Pfarrer ZAHLTEN in Pischkowitz, dem Enkel des Chronisten, der Redaktion der Zeitschrift, "Virteljahresschrift für Geschichte und Heimatkunde der Grafschaft Glatz, VI. Jahrgang (1886-78)" zur Verfügung gestellt. Das Original befand sich bei den Briefen (Traditionsbriefe) vom Böhmischen Winkel in der Pischkowitzer Schloßbibliothek.
Pfarrer ZAHLTEN war in den Kirchenbüchern von Pischkowitz erstmals 1862, dann als Kaplan 1865 (1868 in Oberhannsdorf) neben Pfarrer Franz vermerkt. Später war er Pfarrer in Pischkowitz.
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Koritau wurde 1937 in Kartau umbenannt, liegt 4.5km vor Glatz, hatte etwa 109 Einw., ein Rittergut mit 49 Einwohner, Standesamt und Poststelle. Die kath. Kirche war in Pischkowitz mit 395 Einw., und wurde 1937 in Schloßhübel umbenannt und liegt 3 km entfernt.
Eisenbahnhaltestelle war in Brigwitz 381 Einw. und 4km entfernt
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Krieg hat nie eines unserer wirtschaftlichen oder sozialen Übelstände geheilt, noch hat er zu einer Verständigung in menschlichen Beziehungen geführt, und doch bereitet sich die ganze Welt ununterbrochen auf Kriege vor.
Krishnamurti, Vollkommene Freiheit
Der Machtmensch geht an der Macht zugrunde, der Geldmensch am Geld, der Unterwürfige am Dienen, der Lustsucher an der Lust.
Hermann Hesse, Der Steppenwolf, Gesammelte Werke Bd. 7
1736 war der Sommer sehr naß; die Ernte verdarb, und es entstand
durch 2 Jahre große Teuerung in der Grafschaft und in
Schlesien. Man mußte das Getreide aus Mähren und Böhmen kaufen,
und die armen Leute holten auf Radwern Brot aus Mähren.
1739 Im Dezember grimmige Kälte, bei der eine Anzahl Menschen erfror
und viele Bäume zu Grunde gingen.
1740 Der Winter trat zeitig ein, so daß das Obst auf den Bäumen
gefror. Im 7jährigen Kriege erlitten die Bewohner der
Grafschaft Glatz viel Not und Elend, zumal die Leute bei Glatz.
In Roschwitz, Koritau und auf den Steinauer (?) Feldern
standen 1760 die Kroaten.
Glatz wurde am Tage der hl. Anna früh von den Kaiserlichen
im Sturm genommen. Wir haben im 7jährigen Krieg zahlreiche
Einquatierungen ertragen und fast täglich Soldaten im Hause
gehabt. Im Winter
1761/62 nahmen die Russen in der Grafschaft Quartier. Dieselben hatten
eine sehr rohe Lebensart. Ihre liebste Speise war Sauerkraut,
welches sie ungekocht mit viel Tunke aßen und worein sie ein
großes Stück Brot, wie für die Hunde, einbrockten.
Sie besaßen einen Wunderlichen Glauben, trugen kleine Kreuzlein
bei sich und bekreuzten sich beim Beten viele hundert mal. In
jedem Dorfe richteten sie eine Badestube ein und gossen einander
kaltes Wasser auf den nackten Leib. Sie haben viele Kirchen im
Lande bestohlen. Während dieses Krieges wurde viel kaiserliches
Kupfergeld geprägt.
1760 als die Kaiserlichen 9 Wochen bei Glatz standen, haben sie die
Frau eines Zweckenschmieds aus Glatz auf dem herrschaftlichen
Felde (dem jetzt sogenannten Galgengewende) wegen Spionage
gehängt.
Der Leichnam blieb vom Juli bis zum Christabend am Galgen.
1763-66 schickte mich der Vater nach Pischkowitz in die Schule.
Da mußte ich etwas lesen und schreiben lernen; das Geigen und
Rechnen habe ich in den Wind geschlagen. Hiernach lernte ich die
Schuhmacherei.
1764 fing der König an, die Festung Silberberg zu bauen. Danach ließ
er die alte Festung zu Glatz einreißen und von neuem wieder
bauen. Dies dauerte 15 Jahre, und haben die Leute viele Arbeit
leisten müssen. Ich bin oft zu Silberberg und Glatz auf
Schanzarbeit gewesen.
1771 wurde eine sehr große Teuerung. Der Scheffel Korn galt vor der
Ernte 16 Gulden; ein Viertel Mehl kostete 3 Floren und
10 Böhmen. Die Teuerung dauerte 3 Jahre.
1772 wurde eine Reihe von Feiertagen aufgehoben.
1778 um Fastnacht wurde Krieg (bayrischer Erbfolgekrieg). Im Sommer
kam das Lager auf den Hohberg, und zu Maria Heimsuchung zog das
Heer nach Böhmen. Da sind wir mit Salz zur Armee dorthin
gefahren. Als die Preußen im Herbst Böhmen verließen, war ihr
Lager auf dem Annaberg bei Neurode.
1779 den Montag nach dem Feste Jesu Namen, drang ein Korps
kaiserlicher Truppen nachts in die Grafschaft. Die Österreicher
nahmen früh gegen 4 Uhr Habelschwerdt und um 8 Uhr das Blockhaus
zu Schwedeldorf ein. Es war großer Nebel und starker Frost, aber
wenig Schnee. Die Österreicher führten viele hundert Gefangene
nach Böhmen und zogen sich bis nach Rückers, welches ganze Dorf
sie plünderten, zurück. Sie standen bis Pfingsten an den Grenzen.
Zu Aschermittwich kamen die Ziethen-Husaren nach Schlegel. Die
Woche vor Pfingsten marschierten sie wieder ab zum größten
Leidwesen der Dorfbewohner.
1783 war ein heißer Sommer, in welchem es viel Raupen gab.
Sonntag, den 22. Juni, trat zu Glatz eine große Wasserflut ein.
Auf der Königshainer Gasse wurden die meisten Häuser weggerissen,
ebenso die Schleuse, die hölzerne Brücke auf dem Roßmarkt und
die steinerne Brücke zu Halbendorf. Bei dieser Überschwemmung
fielen auch 3 Frauenspersonen vom Scholzengute in Melling mit
der einstürzenden Brücke zu Halbendorf ins Wasser und ertranken.
Auch sonst gingen viele Menschen und Vieh zu Grunde.
1784 hatte der General Thadden zu Glatz nach der Revue den Anschied
bekommen; an seiner Stelle trat der General von Götzen.
In diesem Jahre schafte man auch das Wetterläuten ab. Bisher
wurde beim Anzug eines Gewitters in allen Kirchen geläutet, bis
dasselbe vorüber war.
1785 im Februar und März große Kälte und tiefer Schnee, so daß
viel Wild erfror. Den 8. Juni sah man noch die Berge mit Schnee
bedeckt.
1786 den 28. Februar und 3. März, wurden Erdbeben in Glatz,
Neurode und in vielen Dörfern verspürt. Im August fielen starke
Regengüsse; am 17. ging das Hollenauer Wasser von einem Berge
zum anderen. Das Wasser nahm eine Menge Getreide mit sich, drang
in die Häuser und riß in Hollenau den Steg und zu Pischkowitz die
halbe Brücke weg. Die Neisse war auch sehr groß.
Im August wurde für den verstorbenen König Friedrich eine 1/2
jährige Landestrauer ausgeschrieben und jede Lustbarkeit untersagt.
Durch 6 Wochen mußte täglich von 12-13 Uhr in allen Kirchen
geläutet werden. Den 17. September fand in der Glatzer Pfarrkirche
der Trauergottesdienst für den verstorbenen König statt. Auch die
Evangelischen und die ganze Garnison wohnten demselben bei. Die
Predigt hielt P. Bienert. In der Kirche stand eine Totenbare mit
der Figur des Todes. Das Hochaltar war schwarz verhängt, ebenso
der Predigtstuhl. Auf einem schwarzen Polster der Totenbahre lagen
Zepter und Krone von Silber.
Den 8. Oktober kam der neue König zum ersten Male nach Glatz.
Die Bürger zogen ihm mit Gewehr und Fahnen entgegen; abends war die
Stadt prächtig erleuchtet.
1787 kaufte Graf Haugwitz das Gut zu Koritau vom Grafen von Hartig.
Das Getreide war teuer: Weizen der Sack 8 Gulden, Korn 6 Gulden,
Gerste 4 Gulden; daher herschte große Not.
1788 wurde die Prozession nach Wartha eingestellt. Im Oktober
Viehseuche zu Schlegel, welches Dorf gesperrt wurde. Im Dezember
grimmige Kälte, so daß allenthalber Leute erfroren.
1789 im Oktober, ist bei der Herrschaft das Brantweinurbar
eingerichtet worden. Dieses Jahr wurden Mariä Geburt und Mariä
Himmelfahrt als Feiertage aufgehoben und auf die nächsten Sonntage
verlegt. Fortan mußten alle Kirchenfeste an den Sonntagen gehalten
werden. Zu Hollenau auf dem Schmetterberge suchte man wochenlang
nach Steinkohle und wurden deren am 19. Dezember gefunden.
1790 Im Februar ward Stadt und Festung Glatz mir Pallisaden umgeben.
Am Pfingsttage haben sich die Österreicher an den Grenzen
merken lassen. Vom 30. Mai bis 2. Juni Schanrzarbeit in Karlsberg
gethan. Den 3. Juni Einquartierung erhalten: 1 Hauptmann,
1 Bedienten, 1 Packknecht, 7 Gemeine. Die Leute erlitten große
Bedrängnis und die Bauern kamen um viel Holz. Am 1. Juni quartierte
sich General Anhalt in Pischkowitz ein. Der König kampierte in
Schönwalde. Auf allen Bergen der Grafschaft wurden Schanzen gemacht
und die Wälder verhauen. Auch baute man Blockhäuser in Karlsberg,
Rückers, Nesselgrund und Voigtsdorf. Bei allen Regimentern mußten
Sandkörbe gemacht und auf den Hupprichsberg bei Silberberg gebracht
werden. Auf dem Schlosse zu Koritau lag General Wolframsdorf und ein
Major von Stachwitz; im Dorf waren 2 Kompanieen aus Groß-Glogau.
Den 8. August marschierte die Einquatierung ab; aber die Grenzen
blieben besetzt. Im November wurden zu Glatz die Pallisaden wieder
ausgehoben.
1791 den 9. August, großes Feuer in Schwenz. Es Branten das
Wirtshaus, die Schmiede und noch 6 Stellen weg. In diesem Jahr
waren 4 so große Stürme, wie sie die Leute noch nicht erlebt hatten.
Im September wurde das neue Türmchen auf dem Schloß gebaut.
1792 Der König sieht gegen die Franzoden zu Felde. Durch das
Glatzische marschieren 4 Regimenter Infrantrie und 2 Regimenter
Husaren; aus Glatz rückte das Regiment Herzberg ab.
1793 Den 2. April mußten die Urlauber, Scholzen und Amtsleute nach
Glatz kommen, und ist ihnen dort die Treue gegen die Obrigkeit ans
Herz gelegt und anderes Derartiges vorgelesen worden, weil in
Schlesien die Weber große Unruhen angestiftet hatten. Der General
Götzen brauchte viel Vorsicht und machte weise Veranstaltungen.
Den 24. April Unruhen in Breslau. Den 26. Mai wurden alle Urlauber
nach Glatz zum Regiment einberufen, weil das Landvolk sehr unruhig war.
Aus Neurode wurden einige verhaftet.
1794 Den 15. März stirbt General Götzen, ein wahrer Menschenfreund
und ein gerechter Mann. Den 16. März gingen von Glatz Verstärkungen zum
Herzbergschen Regiment nach Frankreich. Den 14. April müssen alle
Urlauber in Glatz eintreffen; den 22 Juni marschieren das Regiment
von Pfau aus Glatz nach Polen zur Dämpfung von Unruhen.
Dürrer Sommer; das Brot fängt an, teuer zu werden.
1795 Bei dem in Polen stehenden Glatzer Regimente herrschen viele
Krankheiten und kommen zahlreiche Todesfälle vor. Viele Leute aus der
Grafschaft, die ihre Söhne zu besuchen, nach Polen reisen, kommen
krank zurück. Den 30. Mai müssen sich viele Rekruten in Glatz
stellen, um nach Polen geschickt zu werden.
Den 1. August kommt das Regiment Herzberg wieder nach Glatz.
1796 Im Januar so warme Witterung, daß die Leute barfuß gehen.
Den 8. Juni kehrt das Regiment aus Polen zurück. Den 26. Juli kommt
General Favrat nach Glatz und wird von der Bürgerschaft feierlich
empfangen; abends Illumination. Den 31 Juli schreckliche Gewitter
mit Schlossenfall.
Viele Häuser werden durch den gleichzeitig herrschenden Sturmwind
eingerissen, z.B. in Eisendorf 8 Bauerhöfe.
1797 Am 12. März brennt in Oberschwedeldorf die Schule, ein Haus
und ein herrschaftlicher Hof ab. In Koritau wird ein neues Wachhaus
gebaut. Am 11. Dezember Trauergottesdienst für den verstorbenen König.
1798 Am 27. August wird durch eine Überschwemmung zu Pischkowitz
die Brücke weggerissen.
1799 Am 11. Dezember wurde im ganzen Lande ein Erdstoß verspürt.
1800 Den 20 August war der König in Glatz. Am 21. fuhr die Königin
von Glatz nach Ullersdorf und Landeck und kam dann dieder zurück
nach Glatz. Früh speiste sie auf der Festung beim Johannes.
Bei ihrer Ankunft und Abfahrt wurden Kanonen gelöst.
Den 20. August große Feuersbrunst in Habelschwerdt, welche die ganze
Nacht dauerte.
1801 Am 18. Januar Dankfest in Erinnerung an die vor 100 Jahren
geschehene Gründung des preußischen Königtums. Zu Glatz in der
Pfarrkirche wurde das Te deum gesungen und von der Festung 100
Kanonenschüsse abgegeben. Am 30 Januar fürchterlicher Sturm, der die
Gebäude abdeckte und auch sonst viel Schaden anrichtete.
1802 Am 4. Juni kam der Prager Erzbischof nach Glatz und hielt
am 6. feierlichen Gottesdienst. Darauf firmte er allerorts.
1804 Teuerung zur Erntezeit.
Der Scheffel Korn kostete 11 bis 13 Gulden, Gerste 8-9 Gulden,
Weizen 14 Gulden.
1805 Fortdauernde Teuerung. Im Februar kostet der Scheffel Korn
13 Gulden, Gerste 11 Gulden, im Juni sogar Korn 26, Weizen 27, und
Gerste 22 Gulden. Es herschte daher großes Elend im Lande.
Am 24. September mußten alle Urlauber in Glatz sich stellen, da die
Franzosen mit Krieg drohten. Die Festung wurde verproviantiert und
die Soldaten mußten sich marschbereit machen. Im November wurde die
Stadt und Festung Glatz verpallisadiert und im Dezember in Glatz
ein großes Magazin angelegt.
1806 Ende Januar werden die Soldaten auf Urlaub geschickt und die
Pferde verkauft. Die Getreidepreise fallen. Da aber neuer Grieg in
Aussicht ist, müssen sich am 12. August alle Urlauber wieder in
Glatz einfinden. Am 25. August marschieren die in Glatz stehenden
Regimenter nach der sächsischen Grenze. Im Oktober wurde die Festung
armiert. Die Dörfer mußten Schanzarbeiter stellen.
Im Dezember spannte man zu Glatz die Schleuse; den 21. wurden alle
jungen Leute zu Rekruten gemacht.
1807 Am 8. Februar kamen die ersten Bayern in die Grafschaft über
Wartha; die Preuzen mußten weichen.
Die Feinde gingen nach Königshain und Labitsch, wo sie alles
ausplünderten. Sie blieben etwa 10 Tage dort, wobei es oft
Scharmützel bei Tag und Nacht gab; dann zogen sie wieder ab.
Am 20. Februar kam ein Korps Württemberger vor die Festung
bei Sturm und Schneewetter. Von der Festung wurde mit Kanonen
gefeuert. Der Feind stellte Piketts und Posten aus, zog sich dann
nach Hollenau und Birgwitz zurück und richtete dort viel Schaden an.
Auch nach Koritau kamen etliche Württemberger, trieben Lieferungen
ein, zogen aber abends 9 Uhr wieder ab.
Den 13. April kamen die Bayern wieder von Wartha herauf; sie
sammelten sich an dem Vorwerke auf der Straße bei Friedrichswartha
und rückten bis nach Hassitz. Es wurde den ganzen Nachmittag
scharmützelt und von der Festung bis in die späte Nacht gefeuert.
Anfang Juni kamen preußische Jäger nach Koritau ins Quatier und
standen dort 10 Tage. Es fanden kleinere Scharmützel statt auf dem
Birgwitzer Hofegute, da wo der Fußsteig nach Schwenz geht.
Die Preußen standen in Pischkowitz bei der Brücke; sie schossen
einen (feindlichen) Rittmeister tot, welche die Verwalter in
Pischkowitz begraben ließen.
Den 20. Juni kamen die Bayern zum dritten Male morgens über Wartha
und attackierten die Festung von früh bis abends. Tags darauf trafen
die die Württemberger, Bayern, Sachsen und Franzosen mit voller
Macht über Birgwitz ein. Das Hauptquartier war zu Pischkowitz, wo
der General Vandamme lag. Daselbst war ein Lager. Ein zweites befand
sich zu Koritau auf dem Schmiedegewende und ein drittes (der Sachsen)
zu Mügwitz, wo selbst arg geplündert wurde. In Koritau lag bis zum
27. Juni die reitende Artillerie der Würtemberger.
Am 24. Juni, morgens um 2 Uhr, wurde das preußische Lager
(gegen Niederhansdorf auf dem Kreuz-, und Galgenberg) gestürmt und
verloren über 1000 Mann ihr Leben. Darauf erfolgte Waffenstillstand.
Am 30. Juni kamen württembergische Fußjäger nach Koritau und zogen
den 15. Juli wieder ab.
1808 Die Dörfer bei Glatz hatten 9 Monate preußische Einquatierung.
Ende August mußten plötzlich wieder viele tausend Schanzarbeiter in
Glatz sich einfinden, und man legte um die Stadt Batterien an
(6 gegen Hansdorf und 2 bei den Vorwerken an der Landstraße).
Starke Lieferungen wurden verlangt und am 18. September mußten alle
Urlauber in Glatz sich einfinden.
1809 Am 19. Februar kamen die ersten preußischen Kriegsgefangenen
aus Frankreich zurück, wo sie 2 Jahre und 4 Monate gewesen waren;
Ende April langten die letzten an. Am 19. Februar war Bürgerwahl in
den Städten und konnten sich dieselben Magistrat und Stadtverordnete
selbst wählen.
1810 Am 13. März war in Koritau ein Exekutionskommando
(300 Mann Fußvolk und 60 Reiter), das im Lande herumzog und viel
Kosten verursachte. Die Bauern hatten nämlich den Herrschaften die
Robotdienste und Schuldigkeiten gekündigt, da ihnen während des
Krieges Freiheit versprochen worden war.
1811 Getreidepreise; Der Scheffel Korn 5, Gerste 4, Weizen 6 Gulden
Münze. Einführung der Mahlsteuer für das Land.
(vom Breslauer Scheffel Korn 6 Sgr. 3 Pf., Weizen 1 Thlr.Accise).
Wer ein Gewerbe oder einen Handel treiben will, muß fortan einen
Gewerbeschein lösen, der 1 Thaler kostet. Dürrer Sommer; schlechte
Ernte. Wegen des bevorstehenden Kriges zwischen Frankreich und
Rußland wird die Festung Glatz verpallisadiert. Große Wassernot
wegen herrschender Dürre. Ende September wird statt der Mahlsteuer
eine Kopfsteuer (1 Groschen Kurant pro Person) eingeführt.
1812 Zu Anfang des Jahres entstand ein neues Übel. Der Thaler
Kurant stieg bis 52 1/2 Böhmen und die Münze fiel. Es muß alles nach
Kurant bezahlt werden. Im Februar Februar tritt die Klassenteuer ein,
und muß jede Person 4 Groschen Kurant oder 7 Groschen Münze geben.
Bei dem beginnenden Kriege mit Rußland rücken aus Glatz 2 Bataillone
aus. Starke Lieferungen für die durch Schlesien marschierenden
Franzosen. Die Getreidepreise steige: Ende April der Scheffel
Weizen 20, Korn 18, Gerste 15 Gulden. Überall großer Jammer über die
Teuerung. Im Herbst müssen wir Vermögenssteuer geben, sogar jeder
Knecht und jede Magd 4 Groschen Kurant.
1813 In Glatz wird mobil gemacht; starke Rekrutierung. Im März
kamen täglich viele tausend Rekruten aus Schlesien nach Glatz, wo
sie ausexerziert und dann wieder fortgeschickt wurden.
Im April Errichtung der Landwehr. In Koritau und Eckersdorf wird
Grafschafter Landwehr einexerziert.
Den 1. Juni wird auf dem Schlosse zu Koritau ein Lazerett
für 223 Mann eingerichtet. Am 8. August marschieren die Preußen und
Russen durch Glatz, Neurode und Mittelwalde nach Böhmen. Ende August
wurde ein russisches Spitel zu Koritau errichtet. Am 30. Oktober
Dankfest in der Glatzer Pfarrkirche wegen der Leipziger Schlacht.
Im Oktober Errichtung des Landsturms. "Es mußten alle schwören von
15-60 Jahre; in der Kirche auf der Kanzel wurde eine Lehre vom
Gehorsam und der Treue gehalten. Es wurden 3 Klassen gemacht.
Die 1. Klasse muß alle Sonntage exerzieren; oft auch die zweite.
Dabei kamen viele Dorfer zusammen."
1814 Die Russen, weiche im August 1813 hierher gekommen sind,
liegen zu Anfang April noch bei uns. Es langten oft Transporte von
2-300 Mann an; sie lagen 2-3 Tage bei uns, dann mußten sie die Bauern
nach Münsterberg fahren. Über 100 Mann sind bei uns im Spital
gestorben und auf dem sogenannten Vogelberge begraben worden.
Die Russen führten eine wunderliche Lebensart. Kartoffeln und
Sauerkraut war ihre liebste Speise; das Obst aßen sie unreif.
Die hohen Offiziere aßen aber feine Speisen, hatten schöne Kleider
und jeder eine Mamsell, die sie aus der Stadt kommen ließen, gut
bezahlten und sehr liebten. Das Dörrhaus bei dem Bauer Kariger war
ihr Badehaus. Da hatten sie eine große Wanne, in die sie sich legten
wobei einer den anderen mit Ruten auf den Rücken hieb. Sie liefen
auch nackend bei ziemlicher Kälte im Garten herum und begossen
einander mit kaltem Wasser. Die gemeinen Leute wurden sehr streng
gehalten und bekamen wegen geringer Fehler 100-200, bei grobem
Vergehen bis 500 Prügel. Auch schloß man sie bis 3 Tage an einen
Klotz mit einem Halseisen. Am 27. März mußte sich der Lasndsturm auf
der Böhmischen Straße stellen und zwar alle Mannschaften von
18-40 Jahren. Wer ohne Kinder ist, soll ins Feld rücken; die anderen
sollen in der Stadt Wache tun.
Den 24. April in allen Kirchen ein Lob,-und Dankfest wegen der
Einnahme von Paris; von der Festung wurde Viktoria geschossen.
Am 25. Juni zogen die Russen mit ihrem Spital hinweg; am 7. Juli
verließen die letzten Russen Koritau und wurde sei 13 Monaten wieder
das erste Mal Mittag geleutet. Vorher war alles unterblieben.
Am 3. August kam die Landwehr nach Glatz zurück; die Bürgergarde
rückte ihr entgegen und weißgekleidete Mädchen empfingen sie mit
Keänzen auf dem Kopf und roten, mit sprüchen versehenen Bändern in
den Händen. Jeder Offizier erhielt ein solches Band. In Glatz war
alles voller Jubel und Freude. Man gab Salutschüsse von der Festung;
abends war Illumation und Ball. Den 14. August wurde der neue
Stadtpfarrer Fischer installiert. "Vor der Gasterei haben sie ihm die
silbernen Löffel gestohlen, die noch nicht sein waren."
1815 Neuer Krieg mit Frankreich. Alle jungen Leute werden zu
Rekruten genommen. 3 Transporte Russen (im ganzen 60,000 Mann)
marschierten durch Glatz. Alle Dörfer um die Stadt bekamen
Einquatierung, ein Bauer oft 30 Mann und noch mehr. Es herschte
allgemeine Klage über die Russen, weil sie viel Fleisch, Schnaps und
Bier beanspruchten. Sie waren bei uns am 26., 28. und 30. April.
Zu Glatz wurde streng rekrutiert. Den 22. Oktober zog der Kaiser von
Rußland früh 3 Uhr nach Glatz. Ihm zu Ehren wurden schöne Pyramiden
erbaut; die schönste vor dem Böhmischen Thore. Die Stadt war
geschmückt, und alle Fenster wurden illuminiert; bei seinem Durchzuge
gab man 100 Kanonenschüsse ab. Der Kaiser hielt sich aber in Glatz
nicht auf und blieb in seinem Wagen sitzen.
1816 Am 18. Januar Friedensfest; wobei auf allen Bergen Feuer
angezündet wurden. Anfang Juli allgemeine Totenfeier für die in den
Kriegen gebliebenen Soldaten. Teuerung zur Erntezeit
(Sack Korn 18, Weizen 24, Gerste 14 Gulden).
1817 Den 13. April starb der Stadtpfarrer Fischer in Glatz.
1820 Am 23. Juni kam der Prager Bischof nach Glatz und blieb
dort 3 Tage, um zu firmen.
1821 Am 27. April wurde der Totengräber von Albendorf gerädert, weil
er seine Frau und eine Hausgnossin vergiftet hatte.
1821 Nach Johanni wurden die Koritauer Güter an einen Herrn Weese
aus Frankenstein verkauft.
1822 Sehr trockener Sommer; Mangel an Viehfutter. Im August verließ
Graf Haugwitz sein Schloß und seine Güter zu Pischkowitz, die
er wegen Schulden nicht mehr halten konnte.
Pischkowitz besitzt fortan der Baron Falkenhausen. In diesem Jahr
wurde zu Pischkowitz das Schulhaus gebaut.
1823 Im Winter große Wassernot; die kleinen Mühlen standen still,
da seit dem 10. Mai beständig Dürre herrschte. Am Tag Christi
Himmelfahrt zog der neue Glatzer Stadtpfarrer Klapper ein.
1824 Fruchtbares Jahr; das Getreide hat in den Scheuern keinen
Platz. Der Sack Korn kostet nur 3, Weizen 5, Gerste 2 Gulden.
1825 Den 25. Juni brannte zu Birgwitz der herrschaftliche Hof ab.
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Ende des in der oben genannten Vierteljahresschrift, 1887 abgedruckten
Manuskript des Pfarrer Zahlten in Pischkowitz.