Kloster-Dyhernfurth

Quelle:
Die  Kopie aus dem Klosterbuch der Schwestern vom Sankt-Hedwigsstift in Dyhernfurth wurde mir freundlicher weise von Dr. K. Butsch überlassen. Falls dieses Dokument einem Leser gesuchte Informationen vermittelt würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen um weitere persönliche Informationen auszutauschen. Im Anhang ist eine Liste der Schwestern die dort von 1943-1945 verstorben sind.
Anmerkung: Zu den rot markierten Zeilen suche ich Leser um weitere Informationen auszutauschen.
 
 
Tagebuch aus dem Kloster Sankt-Hedwigsstift Dyhernfurth.
 
    Am 23. Januar 1945 waren die Russen in Dyhernfurth und überfielen am 1.Februar während des Vespergebetes unser Kloster mir Gewehren, Peitschen, Geschrei und Drohungen. Wir waren ganz schutzlos, in Todesangst liefen wir in den Keller. Jetzt wurden Kanonen Maschinengewehre und Flack um unser Kloster aufgestellt und waren in der Nacht in großem Betrieb. Flugzeuge kreisten über unseren Häusern und durch den Luftdruck der Kanonenschüsse sind besonders an der Westfront sämtliche Fensterscheiben geplatzt und zersplittert. In der folgenden Nacht (2.Februar) war eine große Militärbewegung und ein großes Geschoß flog in unsere Kapelle und zertrümmerte samt Eisen und Glas zwei große Kapellenfenster, in der Kapelle selbst sind wenige Schäden zu verzeichnen, offenbar hat St.Hedwig ihr Hedwigsruh beschützt. Nur der Glockenturm am Hedwigshause wurde beschädigt, ohne die Glocke zu verletzen.
In der nächsten Nacht (3.Februar) kam eine große Kolonne Russen mit Wagen und Bagage. Sie übernachteten auf ihren Wagen, nur der Kolonnenführer bat um ein Nachtquartier; ein warmes Zimmer wurde ihm zur Verfügung gestellt, sie mußten aber bald wieder abrücken, weil sie von Fliegern beschossen wurden. Über drei Wochen saßen wir Tag und Nacht im Keller wegen der Gefahr, wobei wir 12-14 mal am Tage kontrolliert und belästigt wurden.
 
Als endlich der erste Kommandant am 26.2.1945 hier eintraf, baten wir ihn um seinen Schutz. Er versprach, uns zu schützen und gab uns zwei Wachtposten, aber unter der Bedingung, daß wir die Wirtschaftserzeugnisse mit ihm teilen müßten und den Russen Brot zu backen, täglich 150 Brote. Als wir schon den Keller verließen, wurden wir täglich mehrmals kontrolliert. Wenn die Gefahr groß war, hatten wir vom Kommandanten den Befehl bekommen, an der großen Glocke zu läuten, zu tuten und um Hilfe zu rufen. Sofort erschien er mit zwei Offizieren, um die Belästiger zu verjagen. Er war auch derjenige, der uns auf unsere Bitte das Glas und zwei Tischlermeister zuschickte, die uns die sämtlichen Fenster – an 300 Scheiben verglasten.
 
Die Wirtschaft wurde durch eine Tafel mit der Inschrift: Unter russischer Kontrolle – etwas geschützt. Es wechselte ab und immer wieder kamen neue Russen und auch Mongolen.
Die uns gehörige Großmannsscheune wurde mit 150 Zentner ungedroschenem Getreide samt einer neuen elektrischen Dreschmaschine verbrannt, daß wir in große Not geraten sind.  Durch die Unterernährung, die Kälte, die durch die zerstörte Heizung entstand und den Typus, der ausbrach, war eine große Sterblichkeit unter den Schwestern, Hausleuten und Flüchtlingen eingetreten. Mit großer Not konnten die Särge, die nur von wenigen Brettern zusammengeschlagen wurden, dazu verwendet werden. Die Beerdigungen wurden in aller Stille ohne Begleitung abgehalten.
 
    Am 22. Januar 1945 flüchteten elf unserer Schwestern mit den Waisenkindern, Kranken und fünf Angestellten nach Konradswaldau bei Haynau. Sieben Wochen hatten wir keinen Gottesdienst, doch hat uns der liebe Heiland wunderbar geholfen, indem die Oberin des Hauses von Herrn P. Reiner im letzten Moment die Erlaubnis erhielt, die zurückgebliebenen, konsekrierten Hostien den Schwestern und Hausleuten in einigen Tagen auszuteilen.
 
Anfang März 1945 kamen drei geistliche Herren als Flüchtlinge nach Dyhernfurth, blieben zwei Tage und betreuten uns geistigerweise.
 
    Am 15. März kam Herr Pfarrer Jitschin aus Wahlstatt mit 60 Flüchtlingen, darunter drei graue Schwestern und eine Diakonissin und blieben bis zum 15. Mai hier, inzwischen kamen drei Ursulinerinnen aus Schweidnitz und verblieben hier einige Monate.
Auch der hiesige Herr Pastor Stürmer mit Frau und Tochter und viele Leute aus der Stadt, welche hier Zuflucht suchten, blieben bei uns und betätigten sich dafür in unserer Anstalt.
 
    Am 2. Osterfeiertag kamen die Russen und Plünderten unsere Häuser vom Boden bis zum Keller und es wurden Stoffe, Kleidungsstücke und Wäsche Wagenweise weggefahren.  (eine Zeile nicht lesbar)
viele Matratzen und Federbetten.
Unsere Angestellten mußten an der Oder entlang, Leichen, die schon ganz verwest waren auf Befehl der Russen begraben, ebenso die Räume in der Kommandantur reinigen und die Straßen kehren.
 
    Anfang Juli 1945 wurde die Oberin zum Kommandanten gerufen, der ihr mitteilte, daß vom russischen Ministerium der Befehl kam, uns sämtliche Kühe, Schweine, Hühner etc. wegzunehmen und uns Schwestern mit Gepäck nach Maltsch auszusiedeln.
Wir sträubten uns sehr dagegen, und suchten dem polnischen Bürgermeister, der hier schon amtierte auf, der uns Schwestern Schutz gewährte und die Ausführung des Befehls untersagte. Auch riet er uns auf das Oberkommando nach Wohlau zu fahren, wonach uns einige Kühe zurückerstattet wurden. Der russische Kommandant, der uns Schwestern ausweisen wollte, hat vier Wochen darauf beim Füllen des Kessels, welcher noch nicht abgekühlt war, mit Benzin der Lokomobile einer Dreschmaschine, so große Verbrennungen erlitten, daß er nach drei Tagen starb.
 
    Endlich wurde es etwas Ruhiger, es kamen Polen und mit ihnen Schwestern von der rumänischen Grenze, denen wir unser Theresienheim zur Verfügung stellten. Diese übernahmen unseren Dyhernfurther Kindergarten, wo sie bis zum heutigen Tage tätig sind. Unsere Hauskapelle ist durch die neu zugezogenen bis heute sehr besucht. Nach Möglichkeit haben wir ihnen besonders in der ersten Zeit mit Kleidung, Gemüse und anderem ausgeholfen. Auch die Kranken wurden in und außer dem Haus verpflegt, weil noch kein Arzt am Ort war. Die Genesenden sind uns dafür sehr dankbar und haben uns schon so manche Wohltat erwiesen.
 
    Im Laufe des Krieges wurden am 29.Januar 1942, 29 Lungenkranke aufgenommen und bis zum 30.April 1942 verpflegt, wo sie dann nach dem Malteserkrankenhaus in Trebnitz-Hedwigshaus verlegt wurden.
 
Luftgefährdete wurden wegen der Bombengefahr am 9. August 1943 aufgenommen und verpflegt.
(Zwei Winzentinerinnen aus Berlin mit 44 Mädchen und zwölf Knaben.)
Diese mußten am 22. Januar 1945 zurück ins Caritasheim in Wilmersdorf (Berlin), Pfalzburgerstr. 18, wegen der hiesigen Kriegsgefahr.
 
 
 
Liste der im Kloster verstorbenen Schwestern.
 
1943
 
    Melania      Hawel        54 J.       Gerarde       Klein        81 J.
    Philippine   Dokupiel     66 J.       Amata         Iwan         66 J.
    Egberta      Steinberg    74 J.       Fabia         Haase        66 J.
    Eunocha      Brzenek      66 J.       Menna         Schmeiduch   53 J.
    Camilla      Termin       81 J.       Caspara       Pohl         73 J.
    Basilia      Langer       64 J.       Alexia        Rohr         80 J.
    Florentiana  Popella      48 J.       Hubertina     Richter      80 J.
 
1944
   
    Cyrilla     Schemanda     75 J.       Andrea        Jüttner      78 J.
    Winzentiana Kothe         71 J.       Rogata        Kontny       59 J.
    Balthasara  Samnale       81 J.       Honora        Sobotta      45 J.
    Gerda       Tischer       35 J.       Bonosa        Schymalla    60 J.
    Adelberta   Lehman        62 J.       Antonina      Richter      83 J.
    Agritia     Machowski     67 J.       Reinholdina   Labetzki     55 J.
    Amadea      Schubert         ?        Fortis        Hawelka      34 J.
    Luitgardis  Lorenz        77 J.       Toleutina     Schubert     41 J.
    Antoinette  Alker         67 J.       Zenobia       Lachmann     82 J.
    Mattäa      Fleischer     78 J.       Thusnelda     David        29 J.
    Ansberta    Nawroth       64 J.       Ositha        Kantner      66 J.
    Leutpolda   Schyroki      49 J.       Emilia        Schinke      76 J.
    Fidelis     Powalla       30 J.       Liberata      Czok         52 J.
 
1945
 
    Benitja     Proksch       79 J.       Adriana       Henkel       84 J.
    Lncja       Adamitza      75 J.       Prokopia      Tenzer       74 J.
    Lnciana     Miezka        74 J.       Rufina        Skeide       55 J.
    Nikolaja    Zacher        80 J.       Theofila      Kretschmer   81 J.
    Klara       Förster       78 J.       Roberta       Laube        84 J.
    Lhionia     Winkler       45 J.       Keyetana      Gallus       68 J.
    Annimunda   Rybka         36 J.       Protazja      Lux          67 J.
    Reimunda    Kraus         73 J.       Juditha       Krukowski    78 J.
    Stefana     Preisler      72 J.       Nikomedes     Fiedler      60 J.
    Edwina      Zwiebolz      71 J.       Engeberta     Schwarzer    66 J.
    Paulina     Staszek       73 J.       Benildis      Sladezek     71 J.
    Kasilda     Tschentochel  83 J.       Avita         Swinka       77 J.
    Ubalda      Schönfelder   73 J.       Luitberta     Michalowska  77 J.
    Virginia    Neumann       80 J.       Solina        Bahr         49 J.
    Wladimira   Neumann       73 J.       Apolonia      Lehnig       79 J.
    Serafia     Kurspiot      79 J.       Augustina     Thienel      69 J.
         Baldomera   Likow         72 J.       Nolaska       Mirswa       66 J      
                                          Fieles        Hennig       65 J.
 

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