Geschichte von Auras

 

Auszug aus dem Auraser Stadtblatt vom 16. Jan. 1914
Zur Geschichte von Auras

Als Grundlage dieser Arbeit dienten größere Geschichtswerke, gedruckte Urkunden-Sammlungen und die Zeitschrift für Geschichte und Altertum Schlesiens. So lückenhaft und spärlich die Nachrichten sind, so lassen sie doch erkennen, dass unsere Stadt eine interessante Vergangenheit hinter sich hat und in Kriegszeiten öfters eine bedeutende Rolle spielte.

1203 schenkt der Herzog Heinrich I. 20 Pfg. vom wöchentlichen

          Ertrage der Auraser Schenken dem Nonnenkloster zu Trebnitz.
1204 werden Rados und Bougumil von Auras, Hospites vom Trebnitzer
     Kloster (die Hospites müssen, wenn sie 4 Ochsen und 1 Pferd
     besitzen, dem Kloster jährlich 2 Scheffel Weizen, 2 Scheffel
     Korn, 2 Scheffel Hafer nach dem Maß des heiligen Adalbert
     und eine bestimmte Menge Honig abliefern).
1208 Eine Urkunde aus diesem Jahr enthält Grenzbestimmungen.
     Auras heißt darin Wracz.
1218 kommt Groß-Bresa (Brezni) zu Leubus. Vor diesem Jahr
     mußte es den Zehnten an die Kirche von Auras geben.
1250 bezeugt Pribach, Kastellan von Auras, eine Urkunde
     des Herzogs Heinrich.
1254 ist Graf Johann Kastellan von Auras, wie aus einer
     Urkunde aus diesem Jahr hervorgeht. Johann kommt bis
1264 in Urkunden vor.
1257 überweist Heinrich III. dem Kloster der armen Nonnen
     der hl. Klara 4 Fischer von Scepin bis Wras "mit voller
     Freiheit und Diensten, ausgenommen Kreuzzug".
1284 berichtet der Pfarrer von Auras (Name nicht genannt)
     mit mehreren anderen Geistlichen dem Bischof von
     Breslau. Im selben Jahr melden die erwähnten Geistlichen
     dem Bischof, daß sie die Gemeinschaft mit dem Herzog nicht
     meiden wollen, nachdem der Papst einen Richter im Streit
     ernannt habe.
1287 Bischof Thomas erneuert den Bann gegen Heinrich.
     Auch wird der Pfarrer Balduin von Auras in den Bann
     getan, weil er kirchliche Handlungen an Orten, die
     mit dem Interdikt belegt waren, vorgenommen hatte.
1288 erhält das Kollegiatstift zum hl. Kreuz als Dechantei
     Bresa, Hennigsdorf, Kunzendorf, Würzen, die bis dahin
     zu Auras gehört hatten.
1291 ist Bogusco, genannt von Wisenburch, Kastellan von Auras.
1294 kommt Auras mit einigen anderen Orten an Herzog Heinrich
     von Glogau.
1301 verkauft Herzog Heinrich den Wald von Auras an den
     Abt Dietrich von Leubus für 600 Mark. (Der Wald wurde
     mit Rittern und herumwohnenden Menschen vom Herzog in
     eigener Person umgangen. Er grenzte an die Felder der
     Dörfer Richenwalde, Sivertsdorf, Patendorf, Rymenberg,
     Jeykindorf (Jäckel), Woycesdorf (offenbar Vogtsdorf,
     wie man das heutige Vogtswalde bis ins 16. Jahrhundert
     hinein nannte; auch im Landbuch Karls IV. heißt es so)
     und an die Weiden von Auras.
     Der Abt erhielt die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit
     und durfte sich Wege nach Gefallen anlegen).
1312 findet eine Landteilung statt. Auras kommt an die Herzöge
     Konrad und Bolko.
1314 erwirbt Heinrich VI. von Breslau das Städtchen Auras gegen
     Zahlung einer Geldsumme.
1315 Eine Breslauer Stadtrechnung aus diesem Jahr enthält für
     Ausfahrten und Kriegszüge nach Auras (Uras) eine Eintragung.
1319 tritt ein gewisser Bramschge vom Burglehn Auras zurück.
1324 belehnte Ludwig der Bayer die Gemahlin Heinrich VI. mit
     Auras und anderen Orten.
1325 Andres und Nikolaus (Radac) verkaufen dem Burggrafen von
     Wras 6 Zinshufen im Dorfe Riemberg. Hermann kommt bis 1351 in Urkunden vor.
1332 Papst Johann XXII. überträgt Johann Tilonis von Wras
     ein kirchliches Beneficium des Bischofs von Breslau.
1333 Um dieses Jahr zieht die Krone Böhmen das Lehen Auras ein.
1344 ist Hancke Burggraf von Wras (Owres). Er kommt bis
1363 in Urkunden vor.
1348 kämpft Bolko II. von Schweidnitz, von Polen unterstützt,
     gegen Karl IV. Dieser ist anfangs nicht persönlich anwesend.
     Breslau führt seine Sache. Es kommt zu einem Waffenstillstand,
     der später verlängert wird. Die Polen erkennen die Verlängerung
     nicht an und unternehmen Ende Mai einen Raubzug gegen Schloß
     Auras. Konrad von Brosnitz verteidigt es tapfer gegen die
     Angreifer. Breslau unterstützt ihn dabei. Die Polen verwüsten
     das Land und ziehen sich wieder zurück.
1363 sichert Hermann von Brosnitz dem König Karl die Einlösbarkeit
     von Auras gegen 200 Mark polnische Währung zu.
1387 kommen Johann und Nikolaus von Owros in Urkunden vor.
1389 wird Nikolazs Owros als königlicher Landschöffe aufgeführt.
1393 wird Willusch Owros in einer Urkunde erwähnt.
1404 erbietet sich König Wenzel von Böhmen, Auras und andere Orte
     an Polen abzutreten.
1412 (am 12. August) v. Chotiemicz verkauft Auras an Peter von
     Schellendorf. Dieser muß sich verpflichten, Auras nur einem
     "rittermäßigem" Manne zu Breslau oder Schweidnitz zu verkaufen.
1418 Heincze vom Lazau ist gemäß einer Originalurkunde des Klosters
     Leubus Burggraf von Auras. Sonst wird er stets als Landes-
     hauptmann von Schweidnitz und Jauer genannt. Um das Jahr
1425 hat Sigmund infolge der Hussitennot Auras verpfändet.
1427 Martin, der Abt von Leubus, hat "Georg von Zedlicz, Rittern
     zu Awriß, auf sein und seiner Erben Lebzeiten, in Besitzung
     des Homß Awriß die Burgwiese in Tannenwalde frey zu genissen
     und nach Notturft frey Bawholcz zu hewen vergünstigt."
1431 erwarb Auras die Erbvogtei durch Kauf.
1432 wird in einer Urkunde des Domherrn Michael Resinkirch eine
     Kapelle namens St. Crucis im Burglehn Auras erwähnt.
1434 Opicz und Hayn von Czirna, die Besitzer von Auras, geloben
     der Stadt Breslau, das Schloß Awres offen zu halten, die
     Straßen nach Polen nicht zu bedrohen und keinen Krieg
     anzufangen. (Opicz gilt als der verwegenste Raubritter
     Schlesiens in dieser Zeit)
1441 Opicz v. Czirne, Burggraf von Awris, hat Gramis, der vorher
     Domherr war, wegen Unterschlagung von Amtsgeldern aber
     entlassen worden war, bei sich aufgenommen.
     Am 22. Sept. 1441 fordert Opicz das Breslauer Domkapitel
     auf, Gramis "alle Habseligkeiten wieder zurückzugeben und
     alle Unbilden wieder gut zumachen, widrigenfalls er ihm
     mit Gewalt Genugtuung verschaffe". Dieses Schreiben blieb
     unbeantwortet. Am 25. Sept. erneut Opicz seine Aufforderung.
     Das Domkapitel gibt das Schreiben an demselben Tag an den
     Bischof Konrad weiter und bittet um Verhaltungsmaßregeln.
     Einige Tage später (am 28. Sept.) teilt der Breslauer Rat
     dem Opicz mit, daß sich das Breslauer Domkapitel wegen
     Gramis einem Schiedsgericht unterworfen habe, und warnt
     vor Feindseligkeiten. Opicz wendet sich nun an den Bischof
     und beklagt sich, daß er und die Seinigen zu leiden haben,
     und erklärt, daß er nicht eher ruhen wolle, bis er
     Genugtuung erhalten habe (11. Dez.), Er erhält wohl keine
     Antwort, und deswegen schreibt er am 17. Dez. dem Breslauer
     Rate, "er solle es ihm nicht verdenken, wenn er jetzt der
     Kirche Güter beschädige".
1442 ist wieder recht bewegt. Opicz gerät mit Konrad dem Weißen
     von Oels in Fehde. Asenheimer versöhnt die Gegner. Jedoch
     dauert der Friede nur kurze Zeit, „wie das bei der Natur der
     Gegner nicht anders möglich war“. Konrad wird wahrscheinlich
     von Polen unterstützt. (Er selbst gibt es zwar nicht zu.)
     Auf Opicz' Seite kämpft der Breslauer Hauptmann Asenheimer.
     Anfang Juni kommen die Polen bis gegen Auras.
     (Asenheimer weilt in dieser Zeit bei der Königin von Böhmen,
     deren Auftrag ihn nach Schlesien geführt hat.)
     Erst am 24. Juni weichen sie wieder in ihr Land zurück.
     Am 26. Juli fällt Opicz v. Cz., unterstützt von Asenheimer,
     in das Gebiet der Oelser ein und plündert Hundsfeld
     und mehrere Dörfer. Konrad sinnt auf Rache.
     Anfang August dringt ein polnisches Heer in Schlesien
     ein und plündert am 6. August das Karthäuserkloster
     in Liegnitz. Jetzt kommt es zu einem Waffenstillstand.
     Zwei Verhandlungen finden statt.
     Bei der zweiten überfällt Asenheimer von Auras aus die
     Abgesandten und tötet einen Mann des Herzogs Konrad.
     Die Polen drohen daraufhin den Breslauern mit neuen
     Feindseligkeiten.
     Der Waffenstillstand wird am 19. August zu Kapsdorf
     abgeschlossen und soll bis 26. Juli 1443 währen.
1443 ist wiederum ein Kriegsjahr. Es findet eine große Fehde
     zwischen Opicz und dem Bischof Konrad statt. Strehlen
     wird vom Bischof überrumpelt. Gleich darauf sammelt
     Opicz schlesische und böhmische Raubritter. Ganz
     Schlesien droht Verderben. Nur ein Zusammenschluß von
     mehreren Herzogtümern kann dem Unglück steuern. Der
     kommt auch auf Betreiben des Bischofs zustande. Am
     8. April 1443 wird ein Landfriedensbund geschlossen.
     Gleich darauf beginnt der Kampf gegen Opicz und Hayn
     v. Cz. und ihre Genossen. Man schreitet zur Belagerung
     der Burg auf dem Rummelsberge, der gefährlichsten
     Raubburg der Czirne. Die Breslauer rücken unter
     Asenheimer ins Feld (22. Juli). Schon am 7. Juli ist aber
     ein Gegenbund gestiftet worden, dem auch Konrad der
     Weise von Oels beitrat. Ein Teil der Gegner des Land-
     friedensbundes sammelt sich bei Groß-Wartenberg, der
     andere bei Frankenstein. Der Führer des ersteren ist
     Konrad. Seine Schar besteht zum größten Teil aus Polen.
     Konrad will über Auras nach dem Rummelsberge ziehen,
     um von Norden aus die Belagerer anzugreifen.
     Am 2. August bricht er von Groß-Wartenberg auf und kommt
     nach Auras. Asenheimer eilt hierher, und nach zweimaligen
     Sturme gelingt es ihm, die Gegner aus dem Orte zu vertreiben.
     Die Feinde machen 1/4 Meile vor der Stadt Halt.
     Sie haben große Verluste erlitten. Asenheimer meint,
     bei 200 bis 300 Reitern hätte er die Gegner aufreiben können.
     Die Burg auf dem Rummelsberge wird eingenommen.
     Opicz und Hayn erleiden eine schwere Schlappe.
     Der Kampf wird mit wechselndem Glück noch eine Zeitlang
     fortgeführt. Der Vorteil blieb schließlich noch auf der Seite
     des Landfriedensbundes. Noch im Jahre 1443 scheint das Burg-
     lehn Auras an Konrad den Weißen übergegangen zu sein.
     Die Geschichte erzählt, daß Konrad der Weise von
     hier aus Leuthen zerstört habe. Als er zur Rechenschaft
     dafür gezogen wird, gibt er an, daß er es aus Rache dafür
     getan habe, daß Auraser Bürger in Breslau gefangen genommen
     seien. Das sind freilich bloß leere Ausflüchte.
     Die Streitigkeiten dauern fort. Endlich wird Herzog Heinrich
     als Vermittler angerufen.
     Er soll u.a. "den Schadenersatz für die Breslau und anderen
     Städten vom Schloß Auras zugefügten Schädigungen" zahlen.
1453 wird Hancke von Auras in einer Urkunde erwähnt.
1454 (am 16. April) verleiht König Ladyslaw Stadt und Schloß Auras
     samt Kunzendorf an Johann von Rabstein.
1458 gehört das Patronat der Pfarrkirche zu Auras dem Kol-
     legiatstift zum heiligen Kreuz in Breslau.
1460 ist Auras, das eigentlich zu Oels gehörte, an Konrad
     von Wohlau verpfändet.
1466 übergibt König Georg(Podiebrad) von Böhmen Auras dem
     tapferen Ritter Christian von Skopp, welcher dann das
     Schloß erbaute. (Anmerkung: In Lutsch, Kunstdenkmäler,
     steht der Satz: Das Schloß von Auras ist angeblich von
     Templern erbaut worden)
1476 ist Auras an Melchior von Loben (auch Melchior Löbel genannt),
     ehemals Heerführer des Königs Matthias von Ungarn, verpfändet.
     In diesem Jahr unternimmt Melchior v.L. von Auras aus einen
     Raubzug gegen polnische Kaufleute, der aber mißglückt.
1489 erhält der vertriebene Herzog Konrad von Oels Auras
     als Wohnsitz angewiesen.
1492 stirbt der genannte Herzog.
1503 wird ein gewisser Ledlaw von Auras in einer Urkunde
     genannt.
1525 Um dieses Jahr wird evang. Gottesdienst in Auras ein-
     geführt .
1548 läßt sich König Ferdinand berichten wegen Eröffnung
     der Oderschiffahrt. Bei Auras sind eine Schleuse und
     ein Wehr geplant.
1556 werden durch den Baumeister Antoni Schmidt Bauten
     in der Oderstraße ausgeführt. Der Inhaber des Auraser
     Pfandschillings, v. Köckeritz, hindert ihn beim Bauen.
1559 fordert ihn deswegen die Breslauer Kammer auf, sich
     zu verantworten, weil er die Ausführung der Pläne
     des Kaisers, der die Oder "schiffreich" machen wolle,
     hindere.
1627 in den ersten Monaten hatte Auras Einquartierung von
     Wallensteinern. In demselben Jahr oder Anfang 1628
     wollte Oberst Hebron, ein berüchtigter Aussauger,
     Schloß Auras kaufen und hatte schon 2000 Taler an-
     zahlen lassen. Er starb aber im Jahre 1628 auf dem
     Wege von Colberg nach Carlsbad.
1634 setzen Hatzfeldt'sche Reiter über das damals seichte
     Wasserbett bei der Mühle, reißen "die Thürlein bei
     den Wasserläuften und dem Flutgraben" auf und
     vernichten sie, rauben 8 Pferde und 1000 Schafe und
     erzwingen 400 Taler Kontribution. Auras wird jetzt auch
     mit Kaiserlichen aus den Steinauer Schanzen besetzt.
     Von Breslau aus wird ein Vorstoß gegen Auras unter-
     nommen. Im Jahre 1634 setzen (nach Werner) mehrere
     Kompanien Kroaten bei Auras über die Oder und über-
     rumpeln bei St. Niklas-Tor in Breslau mehrere Kompa-
     nien Schweden und hauen sie meistenteils nieder.
1643 baut General Götz bei Auras eine Schiffsbrücke und
     macht den Schweden durch Scheinangriffe "merklich
     Diversien".
1644 richtet der kaiserliche Obrist Leon Crapella (?) de
     Medices in Auras ein Magazin ein und will Brot von
     den Wohlauer Ständen haben, erreicht aber wenig.
1647 repariert der schwedische General Wittenberg die
     Schiffsbrücke und hindert einigen kaiserlichen Regi-
     mentern die Passage.
1676 gehört Auras einem Freiherrn von Schellendorf.
1690 ist Freiherr Balthasar Friedrich von Logau, der Sohn
     des bekannten Dichters, Besitzer von Auras. Große
     Verdienste erwirbt er sich durch Sammlung einer treff-
     lichen Bibliothek, die 1702 der zu Weimar einverleibt
     wird.
1695 ist Ernst von Mütetfberg (oder Mildenberg) Besitzer
     von Auras.
1699 gehört Auras Herzog Christian Ulrich von Oels
1700 Um dieses Jahr zeigen die Häuser auf dem Marktplatz
     zu Auras noch offene Lauben.
1727 findet eine Besichtigung der Oder statt. Bei Auras
     liegen viele Stöcke.
1736 große Überschwemmung.
1742 am 1. Adventsonntag fand die Einweihung des Bethauses
     statt. Vorher wurde evang. Gottesdienst in der
     Juchtenfabrik gehalten.
1755 Erst nach diesem Jahr kann das Rathaus erbaut worden
     sein. Die diesbezügliche Angabe in einem Aufsatz war
     irrtümlich.
1760 vor der Schlacht bei Liegnitz geht Tschernytschew mit
     20 000 Russen bei Auras über die Oder.
1761 (August) setzen Kosakenschwärme bei Auras über die Oder.
1785 großes Hochwasser. 47 Dammbrüche finden statt. Der
     König hilft.
1800 Um dieses Jahr hat Herr von Koschützky Schloßmauer
     und Tor niederreißen und den Wallgraben stellenweise

     ausfüllen lassen.
 
Kleine Chronik über Auras Krs. Wohlau
von Franz Josef von Gilgenheimb
 
Zusammengestellt nach der Geschichte
sämtlicher Burgen und Schlösser
Schlesiens von Müller
der Zeitgeschichte der Städte Schlesiens von
Fischer
der Zeitschrift des Vereins für Altertum in Schlesien,
des Wappenbuches der schles. Städte von
S a u e r m a n n
einer Abhandlung über Burglehn und Stadt Auras von
S a u e r m a n n
sowie Forschungen in den Archiven der Städte Trebnitz,
Wohlau und im Stadtarchiv Breslau.


A u r a s, in alten Urkunden Utaz-Obraz-Wraz-Auris und
Auros genannt, wird bereits 1203 in der Stiftsurkunde
von Trebnitz erwähnt, als Stadt zuerst 1378.
Die ehemalige Burg daselbst, angeblich von den Tempel-
rittern erbaut, war eine der ältesten Schlesiens. Auf
ihr residierten schon im 13. Jahrhundert landesherrliche
Kastellane. Nordwestlich nach Auras nahe der Oder
sind zwei Hügel, welche beide den Namen "Burgsberg"
führen. Burgen mögen wohl auf beiden niemals gestanden
haben. Vermutlich waren sie aber ehedem Eigentum der
Burglehnbesitzer und erhielten von diesen ihre Benen-
nung. Auras gehörte in den ältesten Zeiten den Breslau-
Glogau-Oels'schen Herzögen und war schon 1324 ein
Burglehn, womit die Witwe des Herzogs Heinrich VI. von
Breslau vom Kaiser Ludwig IV., dem Bayer, belehnt wur-
de. Nach ihrem Tod (1333) zog die Krone von Böhmen dieses
Lehen ein und Auras war um die Mitte des 15. Jahrhunderts
Eigentum König Georg Podiebrads von Böhmen(1489).
1439 erhielt der aus Böhmen vertriebene Herzog Konrad
Auras nebst Schloß als seinen ferneren Wohnsitz
angewiesen und die Herzöge von Oels führen auch heute
noch den Titel "Burggrafen von Auras".
Das älteste, ziemlich große Siegel der Stadt, Abdrücke
vom Jahre 1433. zeigt im vergitterten Felde einen
Stier.
Die Umschrift hieß: Sigillum vidiletis aorasiensis.
Neuere Siegel unterscheiden sich von den älteren
Vorbildern dadurch, daß der Stier auf Erdreich steht.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß man, als das Be-
dürfnis nach einem Wappen sich geltend machte, auf An-
spielung auf den deutsch-ähnlich klingenden Namen Uras
einen Ur- oder Auerochsen zum Sinnbild erwählte.
Nach Ausweis einer älteren Burgfahne sind die Farben
des Wappens von Auras: weiß im grünen Feld.
Nach der "Zeitgeschichte der Städte Schlesiens" von
Fischer ist über die Besitzer des Burglehns Auras,
wie der Stadt folgendes Bekannt:
 
1324 20. April belehnte Kaiser Ludwig der Bayer die
     Witwe des Herzogs Heinrich VI. von Breslau mit
     dem Burglehn Auras.
1335 nach dem Ableben der Fürstin zog die Krone Böhmens
     Burg und Stadt als Lehen ein.
1364 war Besitzer: Herrmann von Borschnitz
1414 14. Januar bestätigte König Wenzel von Böhmen,
     daß Hanso von Chotiemiecz Schloß und Stadt 1412
     den 12. August an Peter von Schallendorf für 84o
     Schock Prager Groschen verpfändet hat.
1427 Besitzer Georg von Zedlitz auf Stroppen
1428-1463 Opicz von Czirne in Grünhagens Geschichte
     von Schlesien genannt als einer der verwegensten
     und einflußreichsten Stegreifritter Schlesiens.
     Unter anderem nahm Opicz
1437 den 16. Oktober dem Bischof Conrad von Canth das
     feste Schloß daselbst weg, wodurch langjährige Fehden
     und Streitigkeiten entstanden.
1466 übergab König Podiebrad von Böhmen Schloß und Stadt
     Auras dem tapferen Ritter Christoph von Scopp, welcher
     das jetzige Schloß erbaute, vermutlich nachdem das alte
     Schloß in einer Fehde niedergerissen wurde.
1489 erhielt der vertriebene Herzog Conrad der Weise
     von Oels seinen Aufenthalt daselbst angewiesen.
1492 Nach Herzog Conrads Tod veräußerte die Krone Böhmens
     Burg und Stadt einem Christoph von Görger zu Tollen und
     Köppack in Österreich, der Luthers Glauben annahm.
1502 erhielt Hans von Sidlen Auras pfandweise
1504 bestätigte König Wladislaus von Böhmen die Ubergabe
     und Verschreibung des Schlosses Auras des Eduard
     Hans von Sidlau (gest.1524) an den Sohn des Herzogs
     Kasimir von Polen mit allen Zugehörigkeiten' und der
     oberen wie niederen Gerichtsbarkeit, wie sonstige
     Herrlichkeiten.
1529 Besitzer die Gebrüder von Köckritz und Friedland.
1556 Besitzer wiederum ein Abraham von Görger (gest.
1592 ohne Erben). Am 8. Februar des Jahres brannte die
     Stadt bis auf das Schloß und 12 Häuser nieder.
     Auch die Kirche wurde ein Raub der Flammen. Nur der
     6 Schritt entfernte Glockenturm blieb unversehrt.
     Der Besitzer Freiherr von Görger baute aus eigenen
     Mitteln die Kirche und die eingeäscherten Bürgerhäuser
     wieder auf und setzte einen Jeremias Moller aus Franken
     zum evangelischen Prediger ein.
1604 wird Siegfried von Kollenitsch als Besitzer genannt.
1615-1617 Friedrich Wilhelm von Botwitz
1629 kaufte Leuthold von Saurma Frh. von Jeltsch Auras,
     in dessen Besitz es bis 1672 verblieb, zu welcher Zeit
     es Freiherr Casper von Schallenfeld erwarb, aber bereits
1690 an Balthasar Friedrich Frh. von Logau veräußerte
     (Sohn des bekannten Dichters). Dieser sammelte eine
     vortreffliche Bibliothek, welche nach seinem Tode
     am 9. Februar 1702 der Bibliothek zu Weimar einverleibt
     wurde.
1695 war Besitzer Georg Ernst von Mietenberg von dem
1699 es Herzog Christoph Ulrich von Würtemberg-Oels
     kaufte, als aber unter diesem
1711 den 20. Juni die ganze Stadt samt der Kirche nieder-
     brannte, wobei auch das Archiv im Rathaus in Flammen
     aufging, verkaufte er Auras
1712 an die Gebrüder Georg Heinrich und Adolf de
     Campe a Castel Campe. Sie erließen
1715 eine neue Rechtsordnung für Auras.
1742 wurde die evangelische Kirche erbaut und
     am 24. August Gottfried Hönicke als Prediger darin
     angestellt. Den Gebrüdern von Campe folgte als Besitzer
     ein Graf von Schmettau (Jahr nicht angegeben), welcher
     Stadt und Schloß
1744 an den Prinzen Heinrich von Preußen veräußerte.
     In dieser Zeit gehörten noch zum Burglehn Auras
     folgende Güter:
     Kunzendorf, Brandschütz, Gniefgau, Liebenau, Sorgau,
     Hennigsdorf, Raake, Küchenwinkel.
     Prinz Heinrich verkaufte den gesamten Grundbesitz
1790 an Herrn von Koschuetzkie für 156 000 Taler. Dieser
     geriet bald in große Schulden, so daß Auras viele Jahre
     unter gerichtlicher Sequestation stand.
     Von Koschuetzkie ließ die das Schloß umgebende Mauer
     mit Tor und Zugbrücke niederreißen und den
     Wallgraben, der das Schloß von der Stadt trennte,
     mit Erde zuschütten.
1818 erwarb Benno von Adlersfeld den Besitztitel des
     Burglehns, verkaufte es jedoch schon
1824 an Herrn von Schickfuß und dieser
1840 an die Witwe des Ministers von Schuckmann,
     geb. von Lüttwitz. Diese mußte Auras kurz nach der
     Inflation aufgeben. Auras wurde im Jahre
1924 von einer Bankengruppe übernommen. Von dieser erwarb
     dann im gleichen Jahr Hans Georg von Gilgenheimb
     Auras für seine 4 Kinder und verwaltete es bis zum
     Januar 1945, wo die Russen Auras besetzten.
     Nach inzwischen eingegangenen Mitteilungen ist, die
     Stadt Auras größtenteils zerstört, das Schloß nur
     noch eine Ruine.
     Auras "Zeitschrift für Geschichte und Altertum
     Schlesiens" von Grünhagen.


Über die Geschichte des alten Schlosses Auras
und seiner Bewohner finden sich nur wenige Nachrichten
vor, wenn auch anzunehmen ist, daß es im Laufe vieler
Jahrhunderte an kriegerischen Ereignissen nicht gefehlt
hat. Die wildeste Zeit, die das Schloß und seine
Bewohner erlebt, war wohl die des Opicz von Czirne von
1428-1443, Sein Bundesgenosse Leonhard Asenbein, Burggraf zu
Cholemitz in Mähren, eine wüste und abenteuerliche
Persönlichkeit aus den Grenzkriegen mit Polen, war
zuerst Feldhauptmann der Königin-Witwe Elisabeth von
Böhmen und Ungarn und ihres unmündigen Sohnes Ladislav
Georg von Schlesien, später Feld- und Stadthauptmann der
Stadt Breslau. Es heißt in der Geschichte von Grünhagen:
Das Jahr
1442 brachte für Schlesien schwere Zeiten durch die
verschiedenen Grenzfehden und Handelsstörungen.
Bei der Unsicherheit der politischen Vorfälle im
böhmisch-ungarischen Reiche und bei dem Mangel an einem
allgemein anerkannten, tatkräftigen Herrscher erwachte in
Schlesien die alte Raub- und Fehdelust stärker denn je und
der östliche Nachbar Polen erneuerte die Bemühungen,
Schlesien auf seine Seite zu ziehen.
Königin Elisabeth, ermutigt durch die Erfolge des
vorangegangenen Jahres, entschloß sich, auch von Schlesien
aus den Kampf mit dem Polenkönig Wladislaw mit aller
Schärfe aufzunehmen. Der Feldhauptmann, dem sie diese
Aufgabe anvertraute, war der in ihrem Dienst schon erprobte
Leonhard Asenbein, seiner Herkunft nach zu dem bayerischen
Geschlecht des Asenbein gehörig.
Auch gelang es dem jedenfalls sehr tüchtigen Feldhauptmann
nach glücklichen Kämpfen Polen zu einem günstigen Frieden
zu zwingen, Doch führten seine eigenmächtigen Handlungen
bald zu einem Zerwürfnis mit Elisabeth und, als diese im
darauf folgenden Jahre starb, trat Asenbein als Stadthauptmann
in die Dienste der Stadt Breslau.
Doch bald mißbrauchte er seine Amtsgewalt zu Raubzügen und
Brandschatzungen, u.a. der mit Breslau befreundeten Stadt
Namslau und, als er 1443 am 26. Juli gegen den Willen des
Breslauer Rates mit Opicz von Czirne von Auras auch in das
Gebiet des Herzogs von Oels einfiel, erregte sein Verhalten
und Bündnis mit dem berüchtigten Opicz den gerechten Unwillen
des Breslauer Rates, welcher sich zur Zeit in Friedensunter-
handlungen mit Oels und Polen befand. Nachdem sie die
Stadt Hundsfeld und andere Besitzungen der Gegend geplündert,
kehrten sie mit seinen Leuten nach Auras zurück, vertrieben
dort den Herzog von Oels, der sich in ihrer Abwesenheit in
ihrer Stadt festgesetzt hatte, und nahmen die Stadt nach
mehrtägigen Sturm.
 
Fehde von Auras mit dem Bischof von Breslau 1443
Der Domprobst Granis in Breslau hatte sich infolge vieler
Streitigkeiten mit dem Bischof zu Opicz nach Auras geflüchtet.
Dieser, der gern jede Gelegenheit wahrnahm, um der Kirche zu
schaden, nahm sich des Granis an und verwüstete 30 Dörfer,
die der Kirche gehörten, wobei ihm Asenbein treulich half.
Dieser Befehdung machten die Herzöge von Schlesien mit einem
starken Heer ein Ende. Die endliche Ursache des Unterganges von
Asenbein, dieses tatkräftigen Mannes, war die Untätigkeit, zu
der er durch das Friedensbündnis gezwungen war, das Breslau
mit den Herzögen von Liegnitz und Schweidnitz geschlossen hatte.
Es verwickelte ihn dies in viele Fehden, die schließlich einen
derart gefährlichen Charakter für das ganze Fürstentum an nahm,
daß der Rat von Breslau sich mit Entschiedenheit ins Mittel legen
mußte. Dies rief die Erbitterung von Asenbein gegen den Rat wach
und, als er sich noch große Rechtsverletzungen gegen Untertanen
des Breslauer Fürstentums zu Schulden kommen ließ,
(als letzte Gewalttat von Asenbeins Gesellen wird erwähnt, daß
sie einen von Mähren nach Breslau bestimmten Warenzug überfielen)
sah sich der Rat veranlaßt, mit der Strenge des Gesetzes gegen
ihn einzuschreiten. Es gelang dem Rat endlich, sich durch List
des Asenbein und seiner Helfershelfer zu bemächtigen und nach
Urteilsspruch erlitt er am 13. Januar 1446 auf dem Heumarkt zu
Breslau den Tod durch Henkershand.
Opicz von Czirne auf Auras wurde 1452 in einer Fehde bei Liegnitz
erschlagen. Sein Bruder Heinz war Besitzer der Burg Bolkenhain.
 
Nachwort
Obige Geschichtstabellen und Darstellungen wurden mir von
Eberhard Halm und Baron von Gilgenheimb zur Verfügung gestellt.
Wir danken beiden sehr herzlich für die freundliche Überlassung.
 
Auras hat im letzten Krieg besonders schwer gelitten.

Lesen sie hierzu unter Erinnerungen den Beitrag von Walter Schmidt.
Etwa 150 bis 200 Einwohner waren beim Einzug der Russen
am 27./28. Januar 1945 in der Stadt zurückgeblieben. Sie
wurden fast alle ermordet. Man fand sie tot in Kellern
und Bunkern. Im Winter 1945/46 wurden sie in Massengräbern
beigesetzt. Unter den Ermordeten befand sich auch der kath.
Pfarrer Martin Scholl und die dortige Borromäerinnen,
Schwester Annunziata, die noch etwas aus der Kirche holen
wollte, wurde von einem Mongolen auf dem Kirchplatz überfallen,
der ihr den Säbel in den Leib stieß, den Leib aufriß und sie
zerstückelte. Nur der Rosenkranz wurde noch von ihr gefunden.
Auch die Oberin Maxima wurde am gleichen Tag von den Russen
erwürgt. Pfarrer und Oberin waren im Hof der Pfarrei neben
dem Düngerhaufen etwa 2 m tief vergraben. Sie wurden später
ausgegraben und auf dem Kirchhof beigesetzt. Der evang. Pastor
Johannes Halm gehört nicht zu den Ermordeten.
Er ist am 1. September 1953 in Klein-Rodensleben bei Magdeburg
heimgegangen. Beide Kirchen und die meisten Häuser wurden
niedergebrannt. Auch das sehenswerte und historisch bedeutsame
Schloß wurde völlig zerstört.
 
Wiesbaden, im Mai 1972. Hoppe Pfarrer.
 
 
Im Einwohnerbuch des Kreises Wohlau aus dem Jahr 1940 werden
folgende Angaben über die Geschichte der Stadt Auras gemacht:


STADT AURAS

in alten Urkunden Owras, Uras, Uraz, Wraz genannt, liegt 20 Kilometer unterhalb
von Breslau am rechten Oderufer und 20 Kilometer von der Kreisstadt Wohlau entfernt.

Ein Ort dieses Namens wird bereits 1203 in der Stiftungsurkunde von Trebnitz erwähnt,
die Gründung muß aber noch vor das Jahr 1000 zurückverlegt werden.
Als Stadt wird Auras erstmalig 1312 bezeichnet.

Die ehemalige Burg, angeblich von den Tempelrittern erbaut, war eine der ältesten Schlesiens.

Auf ihr residierten schon im 13. Jahrhundert landesherrliche Kastellane.
Das Schloß wurde nach einer Zerstörung um 1466 in der jetzigen Dreiecksform erbaut
und bildet in seiner reizvollen Landschaftlichen Lage und mit seinem Park eine Sehenswürdigkeit.


Verheerende Brände vernichteten mehrere Male die Ganze Stadt. Der letzte große Brand,
bei dem die ganze Stadt samt der Kirche niederbrannte und auch das Archiv im Rathaus in Flammen aufging, wütete am 20.Juni 1711, aber immer wieder wurden die zerstörten Gebäude
an ihren alten Stellen wieder errichtet.


Auras, rings von Wäldern umgeben, hat das Gepräge einer freundlichen Landstadt.
Ihr Mittelpunkt ist der geräumige „Ring“ genannte Marktplatz, auf dem sich das Rathaus, die evangelische und die katholische Kirche erheben. Das Rathaus ist nach Abbruch des bisherigen im Jahre 1847 erbaut worden.
Die evangelische Kirche wurde nach dem Brand von 1711 wiederhergestellt.
Durch einen Graben vom Weichbild der Stadt getrennt, bestand eine besondere Gemeinde: Auras Fischergasse, die im Jahre 1895 eingemeindet worden ist.


Eine Oderfähre verbindet die Stadt mit der linken Oderseite und dem Kreise Neumarkt. Nach dem Bahnhof Auras-Hennigsdorf führt eine Kraftfahrlinie.
Auras zählt jetzt rund 1750 Einwohner. Die Einwohnerschaft besteht in der Hauptsache aus Ackerbürgern, Handwerkern und Schiffern. Eine Schiffswerft, ein Sägewerk, eine Kartoffelflockenfabrik und zwei Baugeschäfte bieten Arbeitsmöglichkeiten. Ein größerer Teil der Arbeiterschaft ist auf auswärtige Arbeit als Schiffer und Strombauarbeiter angewiesen.
Vom früheren Gut Auras hat die Stadt 50 Morgen Siedlungsland erworben, der Bau der Siedlungshäuser schreitet vorwärts.
Auras hat gute Ausflugslokale, durch seine waldreiche Umgebung ist es ein beliebtes Ausflugsziel.


Herausgegeben von Pfarrer Hoppe 62 Wiesbaden, Thorwaldsen Anlage 9

Dieses Heft mit einigen alten Luftaufnahmen wurde von ihm im Eigenverlag erstellt und den Auraser Heimatfreunden bei Treffen zur Verfügung gestellt.


Nachtrag:
Im Andenken an unseren verstorbenen Heimatfreund Pfarrer Hoppe veröffentliche ich hier für unsere an der Geschichte von Auras interessierten Leser und Nachkommen seine Ausarbeitung.


Alfred Zahlten

 

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