Liebe Heimatfreunde, auf dieser Seite soll an die in unserer Heimat gebliebenen Toten erinnert werden!
An die vielen unschuldigen Opfer der Kriege, die in und um Auras namenlos verscharrt wurden, vermisst oder unauffindbar in der Oder versanken. Unseren Toten denen man ihre letzte Ruhestätte auf unserem, danach polnischem Friedhof verweigerte, deren Gräber zerstört wurden, für Sie alle ist hier eine viertuelle Gedenkseite, in der Sie Ihre ganz persönlichen Erinnerungen und Überlieferungen an das einstige Leben Ihrer in der Heimat um Auras gebliebenen Angehörigen eintragen können. Eine Gedenkseite, auch für verschollenen Angehöriger die in und um Auras gelebt haben. Diese Seite können sie jederzeit im Andenken an Ihre Familie aufrufen, wo immer Sie auch heute leben. Informieren sie mich über meiner e-Mail wenn sie Erinnerungen eintragen möchten, ich melde mich dann bei ihnen um nähere Einzelheiten zu besprechen.
Meine e-Mail Adresse <a.zahlten@googlemail.com>
Auch Bilder sind erwünscht.
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Familie Zahlten am 26.Oktober 1924 in Kolberg/Ostsee, von links, Stefanie, Cäcilie, Viktor, Georg Zahlten.
Stefanie Zahlten geb. Sosinski, geb. am 20.08.1893 in Posen, wohnhaft Auras Dyhernfurtherstraße 24, erschlagen am 06.02.1945 am Waldrand nahe Weite Walke auf dem Wege von der Miersbe Mühle, nach Jäckel. Die Mühle, auch Wassermühle genannt war in der Mühlstraße, am Rande der Stadt.
In ihrer Begleitung war Herr Kahler, ein Bekannter unser Familie aus Jäckel, der ebenfalls erschlagen wurde.
Ihr Ehemann und mein Vater Georg Zahlten geb. 23.3.1886 wurde im Juni 1946 aus dem russischen Gefangenenlager Hunsfeld bei Breslau entlassen und kam schwerst Krank nach Auras zurück. Der Tod seiner Frau, die er hoffte lebend wiederzufinden war ein Schock für Ihn. Die Hoffnung Sie wiederzufinden hatte ihm geholfen die Kämpfe in der Festung Breslau und danach ein Jahr russische Gefangenschaft in Hunsfeld zu überstehen.
Nun wollte er seine tote Frau in einen aus Brettern zusammen genagelten Sarg umbetten und auf dem kath. Friedhof in Auras begraben. Doch der polnische Pfarrer verweigerte ihm dies mit dem Hinweis, sie sein in ungeweihter Erde gelegen.
Daraufhin entschloss er sich sie etwas abseits des Weges am Rande der Tannenschonung ordentlich zu bestatten.
Sie lag direkt neben dem Weg gerade mal spatentief verscharrt. Auf dem Weg wuchs 1946 der Weizen aus den verrotteten Rucksäcken die beide mit Weizenkörnern gefüllt am 6.2.1945 aus der Mühle geholt hatten.
Beim Umbetten untersuchte er ihre Kleidung, sie hätte zwei Schweizer Chronometer Taschenuhren, eine in Gold die andere in Silber, mit einer Widmung zur Pensionierung seines Vaters Robert Zahlten eingenäht haben müssen, die nicht mehr da waren. Meinem Vater konnte ich seine wiederholten Fragen dazu alle beantworten woraus er sich sein eigenes Bild über den Hergang machte.
Sein Vater Robert Zahlten war Eisenbahnschaffner auf der Strecke Breslau-Posen. Weiter untersuchte er die Todesursache. Ihr Hinterkopf war mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. Er war der Ansicht dass es keine feindlichen Soldaten waren denn diese machten sich nicht die Mühe von hinten heranzuschleichen und zwei alte friedliche Personen lautlos von hinten zu erschlagen, sondern schossen gleich.
Weiter suchte und fand er am Wegrand gegenüber einen Graben vor dem sehr dicke Baumstämme lagen hinter denen sich jemand verstecken und abwarten konnte um sich dann unbemerkt von hinten anzuschleichen. Auch ging er davon aus dass es zwei Mörder gewesen sein müssten um beide, meine Mutter und Herrn Kahler gleichzeitig zu erschlagen, denn die Überreste beider Rucksäcke lagen dicht nebeneinander an deren Stelle jetzt Weizen wuchs. Sie wurden also völlig überrascht und hatten keine Zeit wegzulaufen. Kurz darauf wurde auch Herr Kahler dort umgebettet und ordentlich begraben.
Mein Vater hat aus vielen Kleinigkeiten die er erfuhr seine eigenen Schlüsse gezogen und später Anzeige gegen die noch unbekannt Mörder in Berlin gestellt.
Auch wenn man die Mörder nicht mehr richten kann ihre moralische Schuld und die der Mitwisser verjährt nie. Die Uhren sind nie wieder aufgetaucht doch war es in dieser Zeit üblich Wertsachen gegen Lebensmittel einzutauschen. Ich selbst habe beobachtet wie zwei vornehme hohe Offiziere zuu Pferde in ein Haus kamen, zwei oder drei gerauchte große Speckseiten auf den Küchentisch warfen und dafür ein Päckchen erhielten. Der Leser. der darüber etwas weiß kann sich mir mitteilen um sein Gewissen an Tod meiner Mutter zu entlasten oder weiter damit in Schuld leben.
(Schrift ist Dancing Script 16)
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Viktor Zahlten geb. am 26.3.1921 in Posen West, Stadtteil Wilda, gefallen am 23.3.1942 in Russland. War es Zufall das Viktor am Geburtstag seines Vaters bei Kiew (Ukraine) auf Spähtrupp geschickt wurde von dem er nicht mehr zurückkehrte. Ein Kamerad der 1942 seine Persönlichen Sachen überbrachte berichtete; Beim nachrücken der Front wurde er gefunden und am 26.3.1942, seinem Geburtstag, an der Mauer einer Kirche in oder bei Kiew begraben. Ein Foto mit einem Holzkreutz vom Grabe hatte er auch dabei. Ich bezweifle ob diese offizielle Darstellung stimmt., Viktor war wie wir nicht für den Krieg erzogen, er war noch minderjährig und hing am Leben. Es gibt viele Möglichkeiten über seinen Tod nachzudenken. Kurz bevor er an die Ostfront mußte hatte er noch einen Tag Heimaturlaub an dem er auch dieses Foto mitbrachte, das einzige von ihm. Beides, Foto und Todesanzeige auf der Rückseite des Bildes geklebt hatte Vater immer bei sich getragen. Er wird in meiner Erinnerung weiterleben..
Eintrag von Alfred Zahlten.
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Zum Gedenken an unseren letzten Auraser Pfarrer Martin Scholl und die Oberin des St. Hedwigsstifts Auras. Eine ausführliche Biografie über sein Leben und Wirken hat Prof. Dr. Walter Schmidt im Ordner Erinnerungen veröffentlicht.
Eingestellt von Alfred Zahlten.
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In diesem Haus in der Dyhernfurther Straße wohnte die Witwe Auguste Frescha, sie ist 1945 dort ermordet worden. Man fand sie viel später im Misthaufen ihres Hauses.
Frau Frescha war eine rüstige alte Dame die auch nicht flüchten wollte. Sie wollte auch nicht allein in ihrem Haus bleiben, so quartierte sie sich mit uns bei dem alten Herren mit einem Dackel gegenüber, im Doppelhaus der Schiffsbauer Billert und Geilich ein.
Doppelhaus der Schiffbauer Billert und Geilich. (Bilder von 2006)
In der Nacht als sich die letzten deutschen Soldaten aus der Schiffswerft kämpfend zur Oder zurückzogen waren wir im Keller von Billert's Haus. Die Russen hatten uns in dieser Nacht erreicht und durchsuchten alles nach deutschen Soldaten.
In dieser Nacht brannte auch in der Wohlauerstraße der große Saal vom Gasthaus Neugebauer nieder. Vermutlich war es der 21. oder 22.1.1945. Am nächstem Abend brannten die Russen das Glundehaus ab, wie sie alle abseits stehenden Häuser abbrannten. Um Mitternacht sind wir dann heimlich ins Hinterland geflücht. Frau Frescha mit einem kleinen Handwagen und wir mit einem großen eisernen Schlitten, quer über die gefrohrene Schnneedecke der verschneiten Felder in Richtung Weite Walke. Der alte Mann im Billert Haus wollte nicht mitkommen und blieb im Haus allein zurück. Sein Verbleib ist mir unbekannt.
Nach kurzem Halt in Weite Walke morgens gegen 5 Uhr bei einem Bauern der seine Tiere versorgte, einer Tasse heißer Milch und neuen Informationen über eine Zuflucht, erreichten wir im Morgengrauen Jäckel und quartierten uns im ersten Wochenendhaus rechts in Jäckel ein. Der kleine Ort war von Flüchtlingen überfüllt, Lebensmittel gab es keine, -inzwischen waren auch die ersten russischen Panzer durch Jäckel gerast- so beschloss meine Mutter mit mir durch den Wald zur Auraser Wassermühle zu gehen um Mehl zu holen. Sie sprach polnisch und die Russen die uns begegneten kümmerten sich nicht um uns. Das Mehl das wir mitbrachten tauschte sie gegen Brot und anderes ein. Vermutlich bei Frau Kitschke die für Ihre große Familie selbst Brot backen konnte. Inzwischen waren die Russen mit ihrem Nachschum durch Jäckel gezogen und Teile ihrer übermüdeten Soldaten wurden einquartiert bevor sie weiterzugen. Als meine Mutter am 6.2.1945 erneut zur Mühle ging, diesmal ohne mich mit einem Bekanten unserer Familie Herrn Kahler und einige Tage danach von der Mühe nicht zurückkehrt waren, meinte Frau Frescha mit der wir uns in dem Wochenendhaus einquartiert hatten, dass sie dort sicher arbeiten müsse und beschloss mit ihrem Handwagen zurück zu fahren. Das Wetter war wieder milder und die Sonne schien. Ich half ihr noch bis zum Waldrand den Wagen schieben und ging zurück. Sie hat -wie wir viel später erfuhren- ihr Haus auch wieder erreicht und ist dort ermordet worden.
Eingestellt von Alfred Zahlten
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